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Integration von Behinderten Unternehmer Schmidt geht neuen Weg
WEISSENFELS/MZ –
David Wahren hat nach einem Jahr Arbeitslosigkeit einen Arbeitsplatz. Erst einmal drei Monate auf Probe, doch stellt er sich geschickt an, ist pünktlich und fleißig. Das schätzt sein Arbeitgeber Torsten Schmidt sechs Wochen nach Arbeitsbeginn ein. Er hat den 27-Jährigen derzeit in Weißenfels eingesetzt, wo der Antennenbaubetrieb Fernseh-Schmidt aus Gostau im Auftrag von Kabel Deutschland Multimedia-Anschlüsse einbaut. Da werden Kabel verlegt und Datenports installiert.
Warum der Einsatz des jungen Mannes dabei besondere Erwähnung findet? David Wahren hat ein Handicap, er ist schwerhörig, was im Arbeitsalltag doch ein paar Einschränkungen mit sich bringt. „Wir haben es erst gar nicht gemerkt“, sagt Roswitha Sauer, in deren Wohnstube Wahren gerade arbeitet. Denn der junge Mann liest seinem Gegenüber vom Mund ab und kann sprechen. Schwer wird es nur, wenn jemand hinter ihm etwas sagt oder ganz und gar ein Kollege ihm über einen Arbeitsschacht etwas mitteilen möchte.
„Gerade am Anfang haben sich da manche Mieter gewundert, warum wir so laut sind“, erinnert sich Henry Kiesewalter, der Wahren anleitet. Mittlerweile hat er gemeinsam mit dem Schwerhörigen auch Verständigungssignale gefunden, die sich direkt über die Leitung übertragen lassen. Da wird zum Beispiel rhythmisch am Kabel gezogen, um etwas mitzuteilen.
Die Förderung der Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Behinderung gehört zu den wichtigsten sozialpolitischen Aufgaben, denn Erwerbsbeteiligung sichert nicht nur die Existenz, sondern schafft soziale Kontakte und soziale Anerkennung. Die Palette beruflicher Fördermaßnahmen ist groß, Rehabilitationsträger, Arbeitsagentur, Jobcenter sowie Integrationsamt bieten welche. Das Jobcenter zahlt zum Beispiel Eingliederungszuschüsse.
Noch gleicht ein Zuschuss des Jobcenters die eingeplante Minderleistung aus. Doch legt sich der junge Mann ins Zeug, damit er immer besser mit seinen Kollegen Schritt hält. Es ist nicht seine erste Arbeitsstelle. Nach dem Abschluss der allgemeinen Schulbildung hat er im Berufsbildungswerk Leipzig Gärtner gelernt und danach in einem Dienstleistungsunternehmen gearbeitet. Als er arbeitslos wurde und sich die Wohnung in Leipzig nicht mehr leisten konnte, ist er zu seinen Eltern nach Nessa zurückgezogen. Meist kommt er von dort mit der Burgenlandbahn und dem Fahrrad zur Arbeit.
„Das wird auch mit der Arbeit auf anderen Baustellen klappen“, ist Schmidt zuversichtlich, dass er zukünftig von einem Treffpunkt aus, Wahren mit zu Arbeitsorten in der Ferne nehmen kann. Seine Firma arbeitet deutschlandweit, braucht eigentlich mobile Arbeitnehmer. Mit David Wahren und Kirill Damer (21 Jahre) will er nun neue Wege gehen. Denn er braucht die beiden Männer. Es gibt viel Arbeit und wenig Fachpersonal auf dem Arbeitsmarkt, da muss er Kraft und Mühe investieren, um sich ein einsatzfähiges Team aufzubauen.
Damer gilt ebenso wie Wahren als schwer vermittelbar, obwohl er sich arbeitswillig und zuverlässig zeigt. Ohne Schulabschluss und mit einer Lernbehinderung sind ihm Grenzen gesetzt. Doch mit handwerklichem Geschick und Fleiß sind Lücken zu überbrücken, so hofft Schmidt auch für Damer, der täglich mit dem Bus aus Hohenmölsen anreist. Er möchte beiden jungen Männern eine Chance geben und vertraut dabei mit auf das fachmännische Urteil von Axel Naumann vom Arbeitgeberservice und dem Arbeitsvermittler des Jobcenters im Bereich Rehabilitation/Schwerbehinderte Peter Juch. Deswegen arbeitet er jetzt die beiden neuen seiner insgesamt 18 Mitarbeiter ein. „Wenn die Auftragslage so bleibt, ich alle beschäftigen kann und die Männer trotz ihrer Handicaps weiter so ihren Weg gehen, dann sollte es gelingen“, ist Schmidt zuversichtlich.
Quelle: www.mz-web.de